Zwanzig Jahre Reit- und Fahrverein Trochtelfingen e.V.
Lange Zeit kannte man in Trochtelfingen keinen Reitsport. Landwirte ab 10 ha Besitzfläche hatten zwei Pferde im Stall, die ausschließlich Zugdienste leisteten. Nur selten sattelte ein Bauer ein Pferd, um mit ihm auszureiten. Gelegentlich setzte man sich ohne Sattel auf den Rücken des Ackergaules und ritt gemächlich vom Feld nach Hause.
Schauen wir aber noch weiter in die Vergangenheit zurück, so stoßen wir doch auf Reitpferde. Beim Stadtmüller Diebold (gest. 1906) standen sechs Pferde im Stall: vier Zugpferde, zwei Chaisen-Gaul und ein Reitpferd.
Bei Feuersbrunst ritt der Feuermelder in die Nachbarorte und alarmierten deren Feuerwehren. Der Hans-Wurstl erschien manchmal an der Fasnet hoch zu Ross und verkündete die Schandtaten der Bürger. So mancher ausgedienter Kavallerist – z.B. der den alten Trochtelfingern noch bekannte Leopold Bannwarth, ein Pferdenarr – hielt ein eigenes Reitpferd, sofern er sich leisten konnte. Zu früherer Zeit stiegen Kapläne aufs Pferd, wenn sie vom Stadtpfarrer in die Filialorte hinausgeschickt wurden, um dort die heilige Messe zu lesen…
Der Weg zur Vereinsgründung.
Im Jahr 1968 zog Bernhard Schatz, der 1955 aus der ehemaligen DDR geflüchtet war, mit seiner Familie von Ludwigsburg nach Trochtelfingen. Im Alter von 12 Jahren hatte er in seiner Heimat Leipzig mit dem Reiten begonnen und ein paar Jahre später (1953/54) an Turnieren teilgenommen. Nach der Flucht musste er jedoch seinen Lieblingssport aufgeben. Beruf, Wehrdienst und Familie forderten ihn ganz. Doch, der Reitsport ließ ihn nicht los, ebenso weniger die Liebe zu den Pferden. Er besuchte Turniere, freundete sich mit anderen Reitvereinen an und kaufte zwei Pferde. Schließlich entschloss er sich, auf privater Basis wieder in den Reitsport einzusteigen.
Im Spätsommer 1977 ging er zu Bürgermeister Daubmann und sprach wegen eines privaten Übungsgeländes vor. Dieser nahm sich wohlwollend seines Anliegens an und schickte ihn zu Franz Widmann, der damals Stadtrat und Kapo des Bauhofes war. Beide, Bernhard Schatz und Franz Widmann, gingen zum Hennenstein hoch und begutachteten den Platz des ehemaligen Fohlengartens (der 1930 zum Sportplatz ausgearbeitet werden sollte). Dieser lag mitten im Wald und war ca. 1 ha groß, uneben und wurde gerade aufgefüllt. Bernhard Schatz erkannte zwar die gute Lage, musste jedoch einsehen, dass das Gestalten dieses Gelände zu einem Reitplatz seine privaten finanziellen Möglichkeiten überschritt. Seine Bedenken teilte er Bürgermeister Daubmann mit, worauf dieser sagte: „Gründen Sie doch einen Verein… hier in Trochtelfingen!“ Damit war der erste Anstoß zu einer Vereinsgründung gegeben.
In derselben Begegnung holte Daubmann den Flächennutzungsplan für den Bereich der Schule und Sportplatz hervor und erklärte: „Wir haben hier beim Sportgelände einen Platz für diese Zwecke vorgesehen, mit einer Größe von 40 m auf 20 m.“ Bernhard Schatz zuckt mit den Schultern und meinte: „Ein solcher Platz ist die kleinste zugelassene Größe für ein Dressurviereck. Dieser hilft uns nicht weiter!“ (Bei sich dachte er, der Architekt hat wohl wenig Ahnung vom Reiten) Daubmann fragte: „Wie groß müsste das Gelände sein…so 2 ha?“ „Vorerst würde 1 ha genügen, später müssten es dann mehr sein…so 2 ha,“ gab Schatz unmissverständlich zur Antwort. Ihm war schon jetzt klar, der Reitverein auf dem Hennenstein gut aufgehoben wäre. Man liegt etwas abseits und würde niemanden stören. Er war auch überzeugt, dass sich aus dem in Frage kommenden Gelände – mitten im Wald- ein guter Platz gestalten und auch Platz für Erweiterung schaffen ließe. In Gedanken, auf dem Weg zur Vereinsgründung ein ‘gut Stück‘ vorangekommen zu sein, verließ Bernhard Schatz befriedigt das Rathaus.
Paar Tage später unterrichtet Bernhard Schatz seinen Nachbarn Günther Rupp, einen begeisterten Pferdefreund, über die Unterredung mit Bürgermeister Daubmann. Dieser sagte nur kurz: „Ich unterstütz dich in jeder Hinsicht!“ Damit hatten sich zwei gefunden, die mit Geschick, Elan und Tatkraft die Belangen des zu gründen Vereins in die Hände nahmen und – wie sich später herausstellte – diesen zu einem landesweiten beachteten Reit- und Fahrverein führten.
Wieder nur kurze Zeit später erschien im Amtsblatt eine Anzeige, in der interessierte Personen an einem Reit- und Fahrverein zu einem Treffen in die Gaststätte `Greifen` eingeladen wurden. Die Resonanz war groß. Um die 70 Personen aus Trochtelfingen und den umliegenden Orten waren erschienen. Dieser Versammlung konnte man entnehmen, daß ein Interesse an der Gründung eines Vereins durchaus vorhanden war. Bernhard Schatz wurde schließlich – zusammen mit Dr. Hans Funfack und Günter Rupp – mit der Gründung des Vereins beauftragt.
Gründung des Reit. Und Fahrvereins Trochtelfingen am 21. Oktober 1977
Nachdem Bernhard Schatz sich Vereinssatzungen andere Vereine besorgt und mit der Stadt die notwendigen Gespräche geführt hatte, luden er und Günther Rupp im Amtsblatt zur Gründerversammlung des Vereins auf den 21. Oktober 1977 in den `Greifen` ein. Die Beteiligung war bedeutend geringer als beim ersten Zusammentreffen. 29 interessierte Personen waren erschienen. Von den Anwesenden waren 24 stimmberechtigt, die den nachstehend aufgeführten Vorstand wählten:
1. Vorsitzender: Bernhard Schatz, Trochtelfingen
2. Vorsitzender: Dr. Hans Joachim Funfack, Wilsingen
Reit- und Sportwart: Werner Unger, Trochtelfingen
Kassenwart und Schriftführer: Günther Rupp, Trochtelfingen
Als Beisitzer wurden gewählt:
Bei der Wahl der Beisitzer wurde darauf geachtet, daß alle Teilorte vertreten waren. Steinhilben fehlte da noch niemand dem Verein beigetreten war.
Die Gründungsmitglieder beschlossen einstimmig die nachfolgenden Vereinsbeiträge:
1. Beitrittsgebühr für das Einzelmitglied: DM 300,00 einmalig
Jahresbeitrag für das Einzelmitglied: DM 150,00 jährlich
2. Beitrittsgebühr für Familien: DM 300,00 einmalig
Jahresbeitrag für Familien: DM 204,00 jährlich
3. Beitrittsgebühr für Jugendliche: DM 50,00 einmalig
Jahresbeitrag für Jugendliche: DM 60,00 jährlich
4. Fördernde Mitglieder: DM 60,00 jährlich
Es wurde ebenfalls beschlossen, daß bei der Stadtverwaltung unverzüglich ein Antrag auf pachtweise Nutzung des `Fohlengartens` auf dem Hennenstein als Reitanlage gestellt werden soll. Gelichzeitig ist durch eine entsprechende Anfrage bei der Stadt zu prüfen, welche Ausbaumöglichkeiten dort gegeben sind (Reitplatz, Reithalle, Stall- und Wirtschaftsgebäude).
Am 18. November 1977 wurde der Verein ins Vereinsregister eingetragen. Die Vereinssatzung wurde auf Anregung des Amtsgerichts geringfügig geändert, um eventuelle Kompetenzunklarheiten zwischen dem ersten und zweiten Vorstand aus dem Weg zu gehen.
Der Verein stellte bald nach der Gründungsversammlung einen Antrag auf Aufnahme in den Kreis- bzw. Landesverband Baden-Württemberg (Regionalverband Württemberg). In der Mitgliederversammlung vom 20. Juli 1979 beschloß der Verein auch die Mitgliedschaft im Württembergischen Landessportbund e.V. (WLSB).
Grundstücksfrage
Nachdem nun der Verein gegründet war, kam Johann Schmid, Zimmermeister i.R., auf den Vorstand zu und bot seine Sägewerkhalle samt Wiese, im Schelmental gelegen, dem Verein an. Nach Begutachtung lehnte der Vorstand das Angebot des Johann Schmid mit der Begründung ab, das Areal biete keine Ausweiterungsmöglichkeit, und die Nähe zur Bundesstraße sei alles andere als ideal.
Daraufhin entschied sich der Verein endgültig für den Standort Hennnenstein. Das in Frage kommende Terrain gehört der Stadt. Somit mußte der Stadtrat erst die Genehmigung erteilen. Dieser beschloß in seiner Sitzung vom 22. November 1977, dem Reit- und Fahrverein die nicht bewaldete Teilfläche des städtischen Grundstückes Parz. Nr. 4807/7 mit einer Größe von ca. 1 ha im Gewann `In alten Rübteilen` zur Verfügung zu stellen. Da das Landratsamt ebenfalls zustimmen mußte, wurde am 23. Dezember 1977 über die Stadt Trochtelfingen eine Voranfrage ans Landratsamt Reutlingen gerichtet. Dieses begegnete den Anliegen positiv. Doch die Naturschutzbehörde, die miteingeschaltet werden mußte, lehnte kurzerhand ab. In ihrer Begründung vom 21. März 1978 hieß es:
„Gegen die Anlagen eines Reitplatzes, insbesondere zwischen Laubbäumen und Fichte ist nichts einzuwenden, solange sie nur als Provisorium dient, bis ein entgültiger Platz gefunden ist. Gegen eine Reitanlage mit Halle, Stall, Springplatz, Sandplatz, Longierviereck, Parkplatz, Vereinsheim ist aber viel einzuwenden…“ Die Behörde (OFR W. Goerlich) riet, man solle doch im Gewerbegebiet ansiedeln.
Der Reit- und Fahrverein wollte aber nicht nur ein Provisorium schaffen, sondern in die Zukunft planen. Mit der Ansiedlung beim Gewerbegebiet konnte er sich nicht anfreunden. Der Grundstückserwerb wäre viel zu teuer geworden! Bei einem Treffen mit Landrat Müller, Bürgermeister Daubmann, Günther Ruppp, Cornel Wittner und Bernhard Schatz konnte letztendlich durch geschicktes Taktieren du Verhandeln auch die Zustimmung der Naturschutzbehörde gewonnen werden (u.a. der an den Platz angrenzende Wals als Buschgruppe ausgewiesen. Somit wurde die Vorschrift `Einhaltung eines Abstandes von 25 m zwischen Wald und Gebäude` umgangen!).
Das bisherige Verfahren (als Voranfrage) wurde auf Vorschlag des Landratsamtes zurückgenommen und ein Sonderbebauungsplan Reitanlage Hennenstein beschlossen, verabschiedet und dem Landratsamt vorgelegt. Innerhalb weniger Wochen erfolgte die Genehmigung, auch die Naturschutzbehörde hatte eingewilligt.
Erschließung der Gesamtanlage
Nun endlich konnte der Verein ans konkrete Planen gehen. Der Bau eines Reitplatzes, die Erstellung einer Reithalle mit `Reiterstüble` war beschlossene Sache. Die Vorstandschaft trieb nun mit Mut und Entschlossenheit dieses Vorhaben voran. Man war sich einig: Zuerst mußte die Erschließung erfolgen. Im März 1979 suchte Architekt Wittner, selbst Mitglieder des Vereins, den Weg der Abwasserstrasse durch den Wald. Nach Besprechung mit der Vorstandschaft und mit dem Rathaus (21. Juni 1979) plante man den Anschluß von `Haus Masur` aus (Werdenbergstraße 12) über die Wiese des Albrecht Zeiler quer durch den Wald bis zum ehemaligen Fohlengarten. Am 12. September 1979 beauftragte der Verein die Tiefbaufirma Bruno Hermann aus Genkingen mit dem Bau der Abwasserstrasse zu einem Festpreis. Albrecht Zeiler gab zuerst die Zustimmung für die Verlegung der Trasse durch seine Wiese und betonte, er sei ja von jeher ein Pferdefreund gewesen. Doch plötzlich verweigerte er den Durchgang. Durch Vermittlung einiger Personen wurde dann doch Einverständnis erzielt. Beim Aufbaggern traten große Schwierigkeiten auf: Fast auf der ganzen Länge kamen Felsen zutage; es mußte gesprengt werden. Die Arbeiten verzögerten sich.
Die Firma verlangte Aufbesserung. Da der Verein von einer Aufbesserung nichts wissen wollte, einigte man sich derweise, daß der Verein die Verlegung der Abwasserrohre und der Wasserleitung, sowie die Zuschüttung und Planierarbeiten im Eigenregie übernahm. Auch die EVS entschied sich letztlich für eine Erdverlegung der Stromleitung. Auch die Telefonleitung wurde in dieselbe Trasse gelegt. Rudi Keller füllte mit einem Radlader seiner Firma aus Reutlingen den Kanal auf und planierte die Oberfläche. Einige Vereinsmitglieder halfen ihm dabei.
Schon bei dieser ersten nennenswerten Aktion zeigte es sich, daß die Mitglieder jederzeit bereit waren, tatkräftig Hand anzulegen. Der bereitwillige Einsatz der meisten Vereinsmitglieder wurde im Laufe der Jahre ein Markenzeichen des Vereins.
Der erste eigene Reitplatz
Schon bei der Gründung des Vereins war der Bau eines Reitplatzes beschlossene Sache. Im Juni 1979 steckte Architekt Cornel Wittner auf der Westseite des Grundstückes ein Rechteck mit einer Größe von 40 m auf 20 m ab. Mit einem Niveliergerät versuchte er die Fläche eben auszurichten. In Eigenarbeit erfolgte die Einebnung. Von einem fachmännischen Unterbau sah man vorerst ab, da der Untergrund hauptsächlich aus Kalkgestein bestand und eine Abfließen des Regenwassers gewährleistet war. Als Oberflächendecke verwendete man Sand. Schon im September 1977 begaben sich die ersten Reite auf den Platz. Reitstunden wurden gegeben. Die ersten Stürze geschahen… Da der Platz doch nicht überall genügend wasserdurchlässig war, entstanden Pfützen. Die Pferde scheuten und warfen ihre weniger geübten Reiter ab, die auch schon mal in einer Pfütze landeten. Mancher Zuschauer vermochte dann ein Grinsen kaum zu unterdrücken.
Allgemein konnte man mit dieser notdürftigen Herrichtung des Platzes nicht zufrieden sein. Deshalb baute man im Jahre 1981 einen platzgerechten Unterbau aus vier übereinander gelagerten Schichten mit verschieden starken Kalkschottersteinen. Auch Kanalisationsrohre wurden eingelegt. Nun konnte man auch an die Durchführung kleinerer Reitturniere denken.
Vergrößerung des Reitplatzes
Inzwischen hatte der Verein schon einige Reitturniere durchgeführt. Um aber mit größeren Turnieren aufwarten zu können, mußte der Platz vergrößert werden. – Einer Erweiterung dieses Sandplatzes hatten die Mitglieder schon in der Generalversammlung 1983 zugestimmt. – Das geschah im Jahre 1989. Bäume mussten gefällt und Planierarbeiten verrichtet werden. Der Platz wurde nach Westen und Norden hin erweitert und erhielt eine Größe von 48 m auf 48 m. Er wurde neu geschottert und mit einer Schwarzdecke (Makadamschicht) abgebunden. Zuletzt wurde eine Schicht Sand aufgetragen. Diese Arbeit hatte die Firma Knaier ausgeführt, ebenso den Einbau einer Kanalisation, die das Oberflächenwasser abführt.
Gleichzeitig, nachdem die Stadt die Straße ab der Gemeindeverbindungsstraße Trochtelfingen – Mägerkingen bis oben hin zur Waldeinfahrt ins Vereinsgelände mit Makadam versehen hatte, führte der Verein dies Arbeiten fort, indem er den Weg bis zum Reiterstübleseingang mit einer Breite von 4 m ebenfalls mit Makadam belegte.
Bau der Halle
Im Jahr 1979 besichtigten ein paar Mitglieder - darunter der erste Vorstand, Bernhard Schatz und Architekt Cornel Wittner – die Reitanlage in Wannweil und Ergenzingen. Weitere Besichtigungen schlossen sich an. Zuvor, am 5. Januar, erhielt Cornel Wittner den Auftrag, eine Reithalle zu planen und deren Bau voranzutreiben. Alsbald, im April, entwarf er den ersten Plan. Eine Besprechung im `Greifen` folgte. Ebenfalls im April steckte er den Grundriß der Halle im Gelände provisorisch ab. Nebenher mußten Bernhard Schatz und Günther Rupp so manche Zweifler und Unschlüssige, denen die Finanzierung eines solchen Projektes arg im Magen lag, besänftigen und überzeugen, daß dies gemeinsam zu schaffen sei.
Sie verbreiteten Optimismus!
Im Juni fertigte Wittner den Baugesuchsplan. Darin war ein Anbau einer Gaststätte mit Nebenräumen enthalten. Bei der Planung hatte man sich für eine Holzkonstruktion entschieden und wählt eine Größe von 40 m auf 20 m. Man war der Meinung, daß Holz mehr Atmosphäre verbreitet und auch schöner sei. Die 20.000,00 DM Mehrkosten nahm man in Kauf. Den Zuschlag für den Bau der Halle erhielt die Firma Burgbacher aus Trossingen für einen Festbetrag von 120.000,00 DM. Die Erstellung des `Reiterstübles` - ebenfalls eine Holzkonstruktion – wurde an Zimmermeister Albrecht Klingenstein aus Trochtelfingen vergeben.
Alle Vor- und Nacharbeiten übernahm der Verein selbst. Es gab viel zu tun. Die Vorstandschaft aktivierte alles, was irgendwie auf eine Art Hand anlegen konnte, manchmal zum Leidwesen des Architekten, der die Oberaufsicht und Verantwortung zu tragen hatte.
Noch im Herbst begann man mit den Kanalisationsarbeiten, dem Ausgraben der Fundamente und dem Ausgießen derselben. Das Untergeschoß des Reiterstüble wurde ebenfalls ausgegraben. Dabei war der Vorstand so im Element, daß er sich keine Gedanken machte, wie er mit dem Fahrzeug, das die Firma Buck aus Trochtelfingen zur Verfügung gestellt hatte, wieder aus dem Loch herauskommt. Es dauerte zwei Stunde, bis er endlich mit seinem Gefährt wieder oben war. Bei Schalarbeiten – Schalmaterial spendete Heinz Schwörer von der Firma Schwörer, der Mitglied des Vereins war – ging schon mal etwas daneben. Einmal als man mit der Schalung noch nicht ganz fertig war, aber der Betonmischer schon dastand, beeilte man sich wohl allzusehr, so daß die Schalung beim Einfüllen des Betons nachgab und der Beton bergabwärts floß. Das Geschrei war groß, besonders beim aufsichtsführenden Architekten, der gerade dabeistand und das Malheur mitansehen mußte.
In einer Ausschußsitzung im `Greifen` am 30. November 1979 terminierte man die Erstellung der Halle auf März 1980. Die Firma Burgbacher wurde aufgefordert, rechtzeitig mit der Produktion zu beginnen, damit die Auslieferung der Halle zu genanntem Termin erfolgen konnte. Burgbacher lieferten dann auch termingerecht und er stellt die Halle auf.
Nun war es an der Zeit, auch einmal innezuhalten, wenngleich man auch schon bisher immer wieder ein kleines `Festle` mit Bier und Gegrilltem eingefügt hatte. Jetzt wurde Richtfest gefeiert. Alles was zum Reitverein gehörte und bisher mitgeholfen hatte, von der Jugend bis zum Senior Anton Eisele (der damals 75-jährig mit seinem Traktor zum Hennenstein hochfuhr und mithalf), feierte mi. Man war in Hochstimmung. Der `Greifen` lieferte das Bier: ein 90-Liter-Faß, zwei kleine Fässchen und mehrere Kästen Flaschenbier. Felix Kleiner briet `Rote` und Fleischkäse. Man unterhielt sich frohgemut und war auch ein bißchen stolz. Gegen 22.30 Uhr ging das Bier aus. Die Greifwirtin, Martha Brandhuber, staunte nicht schlecht, als nochmals Bier angefordert wurde…
Danach wartete weitere Arbeit auf die Mitglieder: Die Dachdeckung und Zuschalung der Halle außen mit beschichtetem Aluminium, sowie das Anfügen der `Banden` aus Holz als Außenbegrenzung. Die Elektroinstallation wurde im Wesentlichen von Josef Riedinger ausgeführt. Elektromeister Horst Klingenstein übernahm die Oberaufsicht. Der Ausbau des `Reiterstübles` erdorderte weitern Einsatz. Hier soll besonders Erwin Mader aus Mägerkingen – stellvertretend für viele andere erwähnt werden, der für weitere Arbeitskräfte sorgte, Fuhrleistungen übernahm, Dieselstoff spendete und besonders bei Fliesenbeschaffung und –arbeiten Regie führte und tatkräftig Hand anlegte. Es wurde bis tief in die Nacht hinein und auch sonntags gearbeitet.
Trotzdem, die Zeit war fortgeschritten. Den ursprünglichen Plan, die Einweihung des Reiterstüble mit der Halle vorzunehmen, hatte man schon längst fallengelassen. Erst acht Monate später konnte man das `Stüble` in Betrieb nehmen.
Beim Bau der Tribüne 1984 zeigte sich die Stadt wiederum erkenntlich. Sie lieferten das Holz umsonst. Martin Zeiler, Walter Hauke, Dieter Schlegel, Hans-Chr. Fink und Bernhard Schatz führte die Stämme zur Säge nach Stetten u.H. und schnitten das Holz selbst zurecht, so daß die Kosten fürs gesamte Bauholz mit knappen 300,00 DM sehr niedriggehalten werden konnten. Zimmermann Kanz stellte die Tribüne, die für 100 Personen Platz bietet, mit Hilfe von Vereinsmitgliedern auf.
Auch die Treppe zum Reiterstüble hatte Kanz gezimmert, wobei die Materialkosten von Erwin Mader übernommen wurden. Einige Jahre später – nämlich 1988 – wurde der Dachboden des Reiterstüble ausgebaut und unter der Tribüne wurden Lagerräume geschafft.
Einweihung der Halle
Die Einweihung vom 21. bis 23. August 1981 sollte ein besonderes Fest werden. Der Festauschuß gab sich aller Mühe, den Rahmen dazu weiter zu stecken und ein Programm zu erstellen, das den Festbesuchern und Gästen eine Vielfalt an sportlichen Vorführungen und Unterhaltungen bot. Kinder durften auf Ponys reiten. Wer eine beschauliche Kutschfahrt liebte, konnte wählen zwischen einer Fahrt zum Stadtbrunnen und zurück und einer Fahrt vor Volksbank Mägerkingen. Die Reiter und Fahrer zeigten, was sie bisher gelernt hatten. Dressurübungen, Hindernissprünge waren im Programm enthalten. Auch die Kunst des Gespannfahrens konnte bewundert werden. Anfänger wurden vorsichtig an die Arbeit an der Longe herangeführt. Es war wirklich was los! Viele Besucher ließen sich das Gegrillte schmecken und das köstliche Albquell-Bier mundete. Für die Jugend spielten „The Papas“ zum Tanz auf. Doch nicht nur diese schwangen das Tanzbein, auch die Erwachsenen erfreuten sich auf der Tanzfläche.
Bei der Festversammlung am Samstagabend um 20 Uhr, von der Stadtkapelle Trochtelfingen umrahmt, konnte Vorstand Schatz den Gemeinderat mit Bürgermeister Daubmann, die Ortsvorsteher, den Vorstand vom Landesverband Baden-Württemberg, Herrn Knorr, Abordnungen von befreundeten Reitvereins, weitere Gäste aus Nah und Fern und nicht zuletzt alle Freunde der Reiterfamilien begrüßen. Aus seinem Gesicht war Freude abzulesen über die Leistungen, die sein junger Verein in gemeinsamer Arbeit in so kurzer Zeit erbracht hatte. Ein bißchen Stolz schwang mit. Alle Redner lobten den Mut, den Willen zur Tat, den unermüdlichen Einsatz ehrenamtlicher Helfer, den Gemeinschaftsgeist und den Idealismus aller Vereinsmitglieder. Allen war aber auch klar, ohne eine überaus rührige Vorstandschaft wäre manches nicht gelungen. Bürgermeister Daubmann hatte neben seinem Grußwort noch ein weiter Präsent parat: einen Scheck in Höhe von 15.000,00 DM. Mit sichtbarer Freude und Dankbarkeit nahm Bernhard Schatz den Scheck entgegen, hatte doch der Verein im Bürgermeister Daubmann und dem ganzen Gemeinderat bisher volle Unterstützung für alle Belange des Reit- und Fahrvereins erfahren.
Die Einweihung des Reiterstübles
Die Einweihung des `Reiterstüble` am 24. April 1982 wurde in kleinerem Rahmen mit einem rustikalen schwäbischen Vesper gefeiert. Eingeladen waren der Gemeinderat mit Bürgermeister Daubmann, die Ortschaftsräte und alle Mitglieder. Zwar überwog die Freude über das geschaffene `Stüble` der Reiterfamilie, denn bei vorgerückter Stunde ging es noch recht lustig zu… Doch der plötzliche Tod des Kassierers und Schriftführers Günther Rupp zwei Monate davor hatte Spuren hinterlassen.
Zum Tod von Günther Rupp
Günther Rupp verbreitete bislang Optimismus, Tatendrang und Vorwärtsstreben. Mit Schwung und Freude packte er die notwendigen Aufgaben an und ließ sich von der Überfüllung an anstehender Arbeiten, verbunden mit den großen Kosten, nicht beeindrucken. Zusammen mit Vorstand Schatz und noch ein paar Mitglieder steckt er mit seinem Elan die anderen an und im Sog dieser zogen alle nach. Nun war eine gewisse Leere entstanden Erst allmählich befreit sich der Verein von der Betroffenheit und Gelähmtheit. Es mußte wieder weitergehen. Der Name Günther Rupp wird im Zusammenhang mit der ersten Aufbauphase des Reit- und Fahrvereins mit demselben verbunden bleiben.
Reitplatz 2
Da der Verein von Jahr zu Jahr immer aktiver wurde, Meisterschaften im Springreiten und Fahrsport durchführte, reichten der Reitplatz 1 und die Halle nicht mehr aus. Man benötigte einen weiteren Turnierplatz.
Alsbald schielte man nach dem Freigelände vor der Einfahrt zur Reitanlage, des Erwin Möck aus Mägerkingen bewirtschaftet. Nach kurzer Verhandlung stellte dieser seine Wiese mit 67 ar zu jedem Turnier zur Verfügung – erstmals 1983. Bei der Flurbereinigung sollte dann eine neue Situation geschaffen werden. Die Stadt schaltete sich ein. Sie sorgte dafür, daß das von Möck bewirtschaftete Grundstück – im Besitz der Erbgemeinschaft Heinzelmann und eine weitere Fläche (im Ganzen 1,26 ha) ihr selbst zugeschlagen wurde. Im Jahr 1993 schloß sie mit dem Reit- und Fahrverein einen über 50 Jahre dauernden Pachtvertrag. Der Verein ist selbstverständlich mi dieser Regelung sehr zufrieden. Mit selbst durchgeführten Auffüll- und Planierarbeiten wurde eine gewisse Begradigung und bessere Einebnung der Fläche erreicht. Zu schaffende Parkmöglichkeit westlich neben bis zur Verbindungsstraße Trochtelfingen-Mägerkigen scheiterten leider wegen eines Mißverständnisses vor der Zuteilung der Grundstücke. Als man dieses Mißverständnis erkannte, war es zu spät, alle Grundstücke waren schon zugeteilt. Schade!
Geräteschuppen
Die Ausrichtung der jährlich angesetzten Reit- und Fahrturniere erforderte immer neue Anschaffungen für Hindernisse und Gerätschaften aller Art. Um diese Dinge sachgerecht aufbewahren zu können, erstellte der Verein im Jahre 1993 einen Geräteschuppen mit einem Grundriß von 18 m auf 6 m. Ein Großteil der Arbeit wurde wieder selbst geleistet. Ebenfalls 1993 wurde ein Versorgungskanal für Strom, Wasser, Abwasser und Telefon von der Halle zum Turnierplatz 2 gelegt. Ein reibungsloser Ablauf der Turniere ist damit nun besser gewährleistet.
Reitplatz 3
Am 24. April 1991 trafen sich Mitglieder des Vereins mit Bürgermeister Daubmann, Oberforstrat und Naturschutzbehörde oben bei der Reithalle. Der Verein beabsichtigt nämlich, an dieser Stelle Reitplatz 1 auf 60 m zu verlängern.
Dies wurde abgelehnt. Forst- und Naturschutzbehörde schlugen vor, lieber einen neuen größeren Platz nördlich hinter der Halle anzulegen.
Bernhard Schatz und Dieter Schlegel gingen sofort ans Fällen der Bäume und an Beseitigen des Buschwerkes. Ein gut wasserdurchlässiges Kalkgestein bildete den Untergrund dieses rechteckigen Platzes mit einer Größe von 85 m auf 50 m, so daß ein weiterer Unterbau nicht erachtet wurde. Firma Knaier u. a. fuhren von verschiedenen Baustellen das zur Planierung noch fehlende Auffüllmaterial heran. Die Firma Fuchs und Werner spendeten ihren Humus, der bei ihren Hallenbauten frei geworden war. So konnte auch beim Bau dieses Turnierplatzes eine beträchtliche Eigenleistung erbracht werden.
Dieser neue Turnierplatz ist wirklich idyllisch gelegen. Er ist an drei Seiten von Buchwald umgeben. An seiner Südseite schließt sich die Reithalle an, die ein paar Meter tiefer liegt.
Die Einweihung desselben wird anläßlich der Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Reit- und Fahrvereins erfolgen.
Platz 4 – Einfahrt zur Reithalle –
Zum Fahrturnier 1990 baute man bei der Einfahrt zur Halle ein großes Hindernis: eine Schuppendurchfahrt.
Die dieser Eckplatz nicht zum Verein gehörte, hätte für die Erstellung dieses größeren Hindernisses beim Landratsamt eine Genehmigung eingeholt werden müssen. Interessant, daß der Beamte der Bauaufsichtsbehörde, Herr Späth, auf das Versäumnis der Nichtanmeldung des Hindernisses hinwies. Für die Zukunft wurde dies dahingehend geregelt, daß dieser Platz mit 17 ar in das gesamte Areal miteinbezogen wurde, welches die Gemeinde dem Reit- und Fahrverein im Jahre 1995 in Erbpacht gab.
Erste Reitübungen und Ausritte
Gleich bei Gründung des Vereins erhob sich die Frage: Wo steht uns sofort ein Übungsgelände zur Verfügung, bis der Verein einen geeigneten Platz besitzt? Man stieß auf die Eggerth-Wiese oberhalb des Aussiedlerhofes Martin Hermann auf Mägerkingere Gebiet. Bei der dortigen Flurbereinigung wurde diese Fläche als Sportgelände ausgewiesen, jedoch nicht verwendet. Da diese karge Wiese im Besitz der Stadt war, stand nun einer Benützung durch den Reitverein nichts im Wege.
Zu Anfang besaßen nicht alle Mitglieder ein Pferd. Doch man half einander aus stelle die Pferde auch den übrigen Mitgliedern zur Verfügung. Die ersten Übungsstunden erteilte der Reit- und Sportwart Werner Unger. Mit Hauptsattelmeister Karl Stoss stieß ein bekannter Reitlehrer zum Verein und Übernahm von 1979 an einen Teil der Reitstunden und bot ab 1982 die ersten Fahrkurse an. Er ist heute dem Verein treu geblieben und hat inzwischen viele Reiter und Gespannfahrer ausgebildet.
Diese ersten Stunden verliefen unterschiedlich. Einige Reiter stellten sich recht geschickt an. Andere bekundeten Schwierigkeiten mit dem Pferd. Mancher Reiter bzw. Reiterin landete unsanft auf der Wiese und mußten dann sein Pferd von ungewohnter Lage aus betrachten.
Theoretischer Unterricht wurde von Dr. Funfack gehalten, der über Verhalten der Pferde, über deren Körperbau, Fütterung, Pferdekrankheiten usw. referierte. Als 1978 der Winter nahte und man gerade so richtig im `Reitereinmaleins` steckte, suchte man auch für die Wintermonate eine Reitmöglichkeit. Man wich nach Steinhilben aus und benützte gegen ein gewisses Entgeld die Reithalle des Herbert Neher. Nun konnte man des öfteren einen Reitertrupp mit ca. 14 Pferden beobachten, wie er in geordneten Reihen stolz Richtung Steinhilben ritt und Stunden später – nicht mehr ganz so frisch – heimkehrte.
Mit Beginn des Frühjahres 1979 war man froh, als man wieder auf die Eggerth-Wiese nach Mägerkingen zurückkonnte, denn das Klima in der Halle war ab und zu recht `Rauh`.
Der erste Ausritt – als 1. Wanderritt des Reit- und Fahrvereins Trochtelfingen ausgeschrieben – fand schon am 30. April 1978 statt. Er wurde ein Riesenerfolg, 86 Starter wurden gezählt, viele von auswärts. Der Ritt führte ach Wilsingen. Beim `Füllesgarten`, dem heutigen Wilsinger Festplatz, wurde Rast gemacht. Man hatte eine Grillstelle vorbereitet. Verschiedene Getränke standen bereit. Auch für die Pferde war vorgesorgt. Die Teilnehmer kamen untereinander ins Gespräch und lernten sich gegenseitig kennen. Abends folgte in der Mägerkinger Festhalle der `Tanz in den Mai`, vom Verein inszeniert. Alle nahmen daran teil. Weitere Gäste gesellten sich dazu, so daß der Saal übervoll war.
Schon wenige Monate später, am 30. September 1978, waget man in Form einer Fuchsjagd einen weiteren Ausritt. Um 14 Uhr stellte man sich hinter dem Trochtelfinger Schützenhaus auf. Dort war auch eine Verpflegungsstelle aufgebaut. Der Reiter mit dem `Fuchs` startete voraus… Auch dieser Ritt wurde ein voller Erfolg! Und wieder traf man sich abends in der Mägerkinger Halle zum `Jagdball´.
Der 2. Wanderritt wurde auf den 28. April 1979 gelegt. Diesmal hatten sich noch mehr Starter gemeldet. Ziel war Meidelstetten mit Rast auf dem Sportplatz. Der Reiterball vereinigte die Teilnehmer im `Greifen`. Da die Wanderritte allgemein so gut ankamen, beschloß man, weitere Wanderritte – nun jeweils am 1. Mai der folgenden Jahre zu starten.
Bei einer Sitzung des Pferdesportkreises Reutlingen wurde Bernhard Schatz gefragt: „Was macht so ein junger Verein?“ Da antwortete er: „Wir machen einen Wanderritt.“ Er wurde belächelt und mit der weiteren Frage: „Was ist au des?“, ironisch bedacht. Doch inzwischen zogen andere Vereine nach. Sie erreichten aber nie die Starterzahlen der Trochtelfinger Wanderritte. In diesem Jahr – 1977 – wurde der der 20. Wanderritt durchgeführt. Die Starterzahlen lagen stets zwischen 100 und 160. Darunter sind Reiter, die seit dem 1. Start 1978 bei jedem Ausritt dabei waren und vom Schwarzwald und von der Schweizer Grenze und von anderswo herreisten.
Seit Bestehen der Reithalle trifft man sich oft schon am Abend davor im Reiterstüble und läßt den folgenden Tag in der Halle feuchtfröhlich ausklingen. Vor ein paar Jahren, als die Zufahrt zur Reitanlage gesperrt war, wich man auf das Steinhilber Sportgelände aus, das Start- und Treffpunkt und Ziel war. Seit ein paar Jahren beteiligen sich auch Gespannfahrer am Wanderritt.
Reitstunden und Fahrkurse ab 1982
Wie schon erwähnt stieß Hauptsattelmeister Karl Stooss schon 1977 zum Reit- und Fahrverein Trochtelfingen und hat bis heute ihm die Treue gehalten. Neben ihm haben weitere Ausbilder während der 20 Jahre Reit- und Dressurstunden erteilt, Fahrkurse gehalten und Reit- und Fahrabzeichenlehrgänge durchgeführt. Unser erster Reitlehrer war Werner Unger, des weiteren folgten Helmut Weidmann, ein halbes Jahr lang (1982/83) bot Reitlehrer, Herr Faller, aus Würtingen Übungsstunden an. 1983 erteilte Rainer Mader Reit- und Dressurunterricht, bis er es zeitlich nicht mehr schaffte, ihm folgte noch Rudolf Spenninger. Auch Herbert Neher stellte sich immer wieder zur Verfügung. Rosmarie Rieger und Gabriele Walter bildeten und bilden Jugendliche im Dressurreiten aus.
Um bei Turnieren starten zu können, müssen die Teilnehmer im Besitz des Deutschen Reit- bzw. des Deutschen Fahrabzeichen sein. Deshalb setzte der Verein jährlich einen Fahrkurs mit Abschlußprüfung an. Löblich: Bisher ist noch kein Gespannfahrer durchgefallen! Darüber hinaus veranstaltet der Verein besondere Kurse: Im Januar 1982 für Erlangen des Reit- und Fahrabzeichens mit Prüfung, im April 1984 einen Reitabzeichenlehrgang, im selben Jahr mehrere Dressurkurse unter Leitung von Herrn Spenninger aus Marbach, von Februar bis April 1984 Springkurse mit dem erfolgreichen Turnierreiter Herrn Sessler aus Balingen, im Oktober 1989 Fahrlährgänge für Zwei- und Vierspänner (die Prüfung hierzu fand am 24. März 1990 statt). Vom 15. bis 17. März 1966 setzte der Pferdesportkreis Reutlingen einen Fahrlehrgang in Trochtelfingen an, der von dem ehemaligen Landestrainer Hans Frank aus Tettnang gegleitet wurde. Der Zuspruch war fast zu groß. 14 Gespanne hatten gemeldet.
Die allgemeine reiterliche Ausbildung sieht heute in Trochtelfingen so aus: Begonnen wird mit der Arbeit an der Longe. Dabei erfahren die Reitschüler auch eine gymnastische Ertüchtigung. Danach erhalten sie freitags ihre ersten Reitsunden bei Karl Stooss.
Die etwas Fortgeschritteneren üben vom Samstagmittag bis zum Abend. Mutige Reiter wagen sich schon an kleine Hindernisse. Kinder reiten auf Ponys mit Gabriele Walter.
Am Dienstagabend sind Reitstunden für Frauen angesetzt, die einmal unter ihresgleichen sein wollen. Am Mittwoch werden Hindernisse aufgebaut. Da sind die Springreiter an der Reihe. Dressurstunden werden einzeln angesetzt und verteilen sich auf mehrere Tage, je nach Bedarf.
Bei der ganzen Ausbildungsarbeit, der der Verein großen Wert beimißt, zeigt es sich, wie wertvoll die Halle, die ganze Anlage und auch das erweiterte Übungsgelände für die Gespannfahrer sind.
Darstellung des Vereins
Seit 1982, erstmals im Oktober, setzte der Verein einen `Tage des Pferdes` an. Die Pferde sollten im Mittelpunkt stehen, doch auch der Verein sollte sich darstellen und Werbung in eigener Sache betreiben. Nebenbei sollte das Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden mit der Erkenntnis, nur gemeinsam sind wir stark. Daß das gesellige Leben genau so wichtig ist, war der Vorstandschaft von Anfang an klar.
Der Tag der Darstellung des Vereins blieb die Jahre hindurch so ziemlich derselbe, nur der Name änderte sich.
Er wurde mal Weihnachtsreiten (mit anschließender Weihnachtsfeier) genannt oder als `Reiter- und Fahrertag` bezeichnet. Immer war er – mehr oder weniger – ein größeres Familienfest. Fast immer wurde ein interessantes Programm geboten, wie z.B. beim letzten Weihnachtsreiten am 14. Dezember 1996, das von mittags bis in den Abend hinein ausgefüllt war mit reiterlichen Darbietungen wie u.a. einem Quadrille-Springenn zu sechs Pferden, Dressurvorführungen, einem Tanz zu Pferde, umrahmt von Ponyreiten mit Fackeln in der Hand bei einbrechender Dunkelheit. Zum Schluß kam der Nikolaus, der die Kinder beschenkt…
Therapeutisches Reiten für Mariaberg
Schon im Jahre 1983 kam der Verein dem Ansinnen der Mariaberger Heimen nach, ein therapeutisches Reiten anzubieten. Der Verein schaffte extra ein Pferd an, das für diesen Zweck besonders geeignet schien, einen Haflinger, der in Hermann Ebingers Stall eingestellt wurde. Diese Reitstunden wurden bis 1989 von Herrn Pfister erteilt. Abgelöst wurde er von Andrea Schwarz und Heidrun Fuchs, später Heidrun Ries und Renate Malh. Ab1994 wurde das therapeutische Reiten aus Einsparungsgründen für soziale Einrichtungen eingestellt, der Haflinger wurde samt Sattel verkauft.
Jährliche Kutschfahrten
Als etwas Besonderes mit großem Erlebnisreichtum dürfen die jährlichen Kutschfahrten (erstmals 1979 gestartet) bezeichnet werden. Unter Führung von Dieter Schlegel – von der Gruppe liebevoll mit `Vaddr` bezeichnet – starten im Mai zwei bis fünf Kutschen, begleitete von ca. 15 bis 20 Personen und einem Versorgungsauto, zu einem vorgewählten festen Ziel.
Immer ist es eine illustre Gesellschaft, die hier in nicht alltäglicher Weise unterwegs ist. Es geht feuchtfröhlich zu. Während der Fahrt stoßen weitere Teilnehmer hinzu, die mit dem Auto anfahren und ein Stück des Weges dabeisein wollen.
Dieter Schlegel hat im voraus `Quartier gemacht`, meistens bei bekannten Bauernhöfen, die er mit seinem Buck`schen Silo-Wagen schon jahrelang mit Kraftfutter belieferte. Walter Hauke sorgte während der fünf Tage für das leibliche Wohl. Das ist gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, daß z.B. auf der Fahrt nach Frühmoos im Jahre 1992 20 Laib Brot, 240 Eier. 2-3 kg Rauchfleisch, 16 kg Fleisch vom Hals (in Scheiben geschnitten), 4 kg Hackfleisch, 1 kg Knoblauch (!), 5 kg Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Rettich, Kopfsalat, Butter, Marmelade… verzehrt wurden. Die Chronistin des `Fahrtenberichts` schreibt: „Ich würde sagen, da wurde ganz schön reingehauen. Bei den Getränken ist es nicht anders gewesen, aber darüber zu berichten laß ich lieber!“ (Dabei hatten einige noch Eigenverpflegung mitgenommen!)
Geschlafen wurde teils in einfachen Kammern, im Heu, im eigenen Schlafsack auf dem Wagen oder im Freien, in Ausnahmefällen sogar im Hotel. Die Pferde wurden in Ställen und Scheunenn eingestellt und bestens versorgt. Sie mußten ja ausgeruht und wieder frisch für den kommenden Tag sein! Im ganzen schaffte man pro Tour ca. 200 km, die meisten auf Nebenstraßen und auch Schotterwegen. Bergauf stieg man schon mal ab, um die Pferde zu schonen. Zwischenfälle gab es auch: Da brach mal ein Waagscheit, die Pferde scheuten, ein Begleiter brach sich die Ferse… Der Malheure ließen sich noch einige aufzählen…
Der Troß hinterließ meistens einen nachhaltigen Eindruck, selbstverständlich einen positiven! Als man z.B. 1993 wieder Füramoos als Ziel wählte, wurden die Trochtelfinger Pferdefreunde von der dortigen Musikkapelle abgeholt und ins Dorf geleitet…
Kleinere Einnahmen nebenher…
Es war für den Verein nicht immer leicht, die nach und nach entstandene gesamte Reitanlage zu finanzieren. Während dieser Zeit hatte wohl der Kassierer ein schweres Amt in seinen Händen…
Neben den enormen Eigenleistungen, die die Mitglieder bewältigten, übernahm man Bewirtung bei Marbacher Fahrturnieren 1991, 1993 und 1995. Ein paar Mal nütze auch der Verein die Gunst der Stunde – wie es mehrere andre Vereine der Gesamtstadt nach Fertigstellung der Eberhard-von-Werdenberg-Halle taten – indem er `Tanz in den Mai` veranstaltete und selbst bewirtete. Einmal organisierte er einen Familienausflug der Firma Keim aus Reutlingen (Mai 1994) mit Gespannfahren du sorgte auch für die Bewirtung in der Festhalle in Mägerkingen.
Nach der Einweihung des Reiterstüble übernahm Bernhard Schatz die Bewirtung desselben. Ab September 1982 stellten sich 19 Teams zur Verfügung, die sich wöchentlich abwechselten. Alle arbeiteten bisher ohne Provision. Daß hier alles reibungslos verläuft, dafür sorgte Walter Hauke mit Frau, der auch bei allen sonstigen Einsätzen – bei der Bewirtung auswärts und bei der Reitanlage – die Oberaufsicht führt und zugleich `Chefkoch` und `Mädchen für alles` bisher war und noch ist.
Bei all diesen Aktionen kam Geld in Kasse, Schulden konnten verringert werden!
Weitere Aktionen und Geschehnisse
Seit 1958 bietet der Verein interessierten Kindern Ferienreitkurse (Jugendfreizeit) an. Beim ersten Mal nahmen 18 Kinder daran teil. Während der Kurse blieb das Reiterstüble geschlossen, um es als Schlafstätte und Aufenthalts- bzw. Eßraum benützen zu können. Das Stüble wurde deshalb abgeteilt. Von der Bundeswehr und später vom DRK wurden Feldbetten ausgeliehen. Die Reitkurse wurden bisher sehr gut angenommen.
Desweiteren beteiligt sich der Verein auch am Jugendfreizeitangebot der Stadt Trochtelfingen, das für Feriengäste und Kinder bzw. Schülern aus dem Stadtgebiet bestimmt ist. Mitglieder des Vereins betreuen diese Gäste und stellen Pferde zur Verfügung.
Im Jahre 1994 richtete der Verein erstmal einen Reiterbazar aus. Reitkleider, Stiefel, Reitsättel, Pferdegeschirre, Kutsche, Zubehörteile usw. warteten auf Käufer. – Kinder wachsen aus ihren Kleidern hinaus. Neue Reitausrüstungen sind teuer. Also schaut man, wo man billiger etwas erstehen kann. – Viele Besucher – auch aus weitem Umkreis – erschienen, die sowohl den Bazar mit eigenen gebrauchten Artikeln bestückten als auch selbst kauften. Der Verein sah sich bestätigt, so daß er bisher einen zweiten Bazar anbot und noch weitere anbieten wird.
Beim `Trochtelfinger Tag` auf der Landesgartenschau Reutlingen am 26. August 1984 beteiligte sich auch der Reit- und Fahrverein mit drei Gespannwagen. Sepp`r Fecht hatte seine beiden kräftigen Pferde vor den Brauereiwagen des `Bräuhauses` gespannt und Erwin Schäfer aus Melchingen führte einen Bauernwagen (Leiterwagen). Auch Uwe Zeiler war mit seinem Haflinger-Gespann dabei. Sie boten Schmalz- und Schinkenbrote an – das Brot im Holzofen gebacken – und schenkten Most und Albquellbier aus.
Der Pferdezuchtverband Baden-Württemberg führte zweimal bei der Reitanlage ein Fohlenbrennen für Stutbucheintragungen durch. Züchter von auswärts und vom eigenen Verein brachten ihr Fohlen zum Einbrennen hierher. Im Jahr 1988 kaufte und installierte man eine Beregnungsanlage für die Halle.
Am 30. September 1989 startete man den 1. Ausflug. Er brachte die 50 Teilnehmer nach Ungarn. 1990 besuchte man auch die neuen Bundesländer, dort waren man im Gestüt LPG „P“ Vorwärts. Sektion Pferdesport im Löbnitz zu Gast. Zwei weitere Ausflüge nach Hajosch in Ungarn folgten…
1994 fuhr man mit der Jugend zum Zirkus `Freddy Knie` nach Zürich, der morgens Trainingseinheiten zur Ausbildung seiner Tiere zeigte. Auch Pferdedressuren waren dabei. Aufmerksam verfolgten die Jugendlichen das Geschehen. Mittags wohnten alle der Zirkusvorstellung bei.
Der WLSB (Württembergische Landessportbund) zeichnete im April 1994 das Reiterstüble als `Jugendfreundliche Gaststätte` aus.
Stetige Aufwärtsentwicklung
Im Jahr 1978 zählte der Verein rund 50 Mitglieder und 15 Pferde, die den Mitgliedern gehörten und privat untergebracht waren. 1993 war die Mitgliederzahl auf 186 (darunter 68 Jugendliche, in der Mehrzahl Mädchen), die Zahl der Pferde auf 70 gestiegen. Auch die wachsende Anziehungskraft, die Popularität des Verein vergrößerten sich und trugen dazu bei, daß nicht nur Personen aus allen Teilorten Trochtelfingen sondern auch aus Reutlingen, Pfullingen, Hettingen, Gammertingen, Burladingen, Gauselfingen, Meidelstetten, Oberstetten, Inneringen… zum Verein stießen, die heute rund 150 Pferde besitzen. Alle Pferde sind weiterhin in Privatbesitz und stehen in eigenen Ställen oder in Logie.
Waren in den letzten Jahren im Reit- und Fahrsport nur spärlich Erfolge zu verzeichnen, so zeitigten die Aufbauarbeiten, die angebotenen Reit- und Fahrkurse, die Ausbildung der Jugendlichen von Grund auf die Reit- und Fahrturnieren immer mehr Erfolge. 1995 konnten 65 Platzierungen, davon 15 Siege errungen werden. 1996 erhöhten sich die Platzierungen auf 79, mit ebenfalls 15 Siegen.
Stellvertretend für andere sollen die Reiter Rainer Mader und Markus Schmid als Erfolgsgaranten in Spring- und Dressursport und Eberhard Betz (Ödenwaldstetten) im Fahrsport hier aufgeführt werden. Eberhard Betz steht seit 1996 im B-Kader Württembergs.
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